Kampfgeist belohnt: Wir holen Punkt in Dessau
Mit einem enorm dezimierten Kader traten wir, die VSG Lübeck, am fünften Spieltag zum Gastspiel in Dessau an. Dort wartete der Zweitligaabsteiger Dessau Volleys, der in der Tabelle knapp vor uns stand.
Klarer Underdog
Wir gingen mit gemischten Vorzeichen in die Partie. Die Euphorie über den sensationellen Sieg gegen Tabellenführer Chemie Volley Mitteldeutschland in der heimischen Thomas-Mann-Halle war noch spürbar – weniger präsent hingegen war unser Kader.
Eine Krankheitswelle erwischte uns hart: Neben Trainer Alex Beitz fehlten V. Rietz, J. Rietz, Schlicht, Matzen, Schäfer, Barkemeyer, Fenske und Nagursky – damit war unser Team um die Hälfte dezimiert. Mit gerade einmal acht Spielern inklusive Spielertrainer reisten wir die fünf Stunden entlang der Elbe zum klaren Favoriten aus Sachsen-Anhalt.
Erster Satz
Der Kader stellte sich dadurch fast von selbst auf. In der Starting Seven standen – wie schon gegen Mitteldeutschland – Menge im Zuspiel, Litke als Libero, Ullerich als Diagonalangreifer, Martic und Pommerenke im Mittelblock sowie Krause und Moll auf Außen/Annahme.
Unterstützt von einigen mitgereisten Fans fanden wir nach anfänglichen Problemen (5:8) immer besser ins Spiel. Immer wieder setzten wir unsere groß gewachsenen Angreifer Ullerich und Krause in Szene, die den Dessauer Block mit ihrer Schlaghöhe vor enorme Aufgaben stellten.
Dessau hielt mit gefährlichen Aufschlägen in der schwierigen, flachen Halle dagegen. Unsere Annahme musste sich erst an die niedrige Decke gewöhnen. Doch bei 14:17-Rückstand zündeten wir den Turbo: Mit starken Aufschlagserien von Pommerenke, Menge und Krause drehten wir den Satz und gewannen ihn 25:21.
Starker zweiter Abschnitt
Im zweiten Durchgang übernahm zunächst Dessau die Kontrolle und ging schnell mit 10:5 in Führung. Doch wir kämpften uns zurück. Valerij Martic, erst seit dieser Saison nach Kreuzbandriss wieder im Kader, dominierte im Mittelblock und glänzte mit Angriffen und Blocks.
Wir glichen bei 12:12 aus und hielten die Partie offen. In der Crunchtime (20:20) übernahmen neben Ullerich und Krause auch Johan Moll Verantwortung: Der Nachwuchsspieler brachte die Dessauer Abwehr mit gezielten Angriffen zur Verzweiflung, ehe Martic den Satz mit einem Monsterblock zum 25:23 beendete.
Chance zum Sieg
Damit hatten wir plötzlich die Chance, den Favoriten in drei Sätzen zu schlagen. Doch Dessau kam stärker zurück. Den frühen 4:7-Rückstand drehten wir erneut auf 11:11, Menge traf im Zuspiel die richtigen Entscheidungen und wir gingen in Führung.
Bei 18:16 kam Max Lübbe für mehr Stabilität in der Annahme. Bei 23:20 schnupperten wir am Auswärtssieg – Dessau glich aber zum 23:23 aus. Danach entwickelte sich ein echter Krimi mit drei Matchbällen für uns, ehe Dessaus Kapitän Mattis Vetterling mit einer Aufschlagserie den Satz drehte: 28:26 für Dessau.
Im vierten Satz starteten beide Teams ausgeglichen, doch eine 6-Punkte-Serie von Piotr Adamowicz brachte die Halle zum Beben. Wir reagierten mit der Einwechslung von Lübbe für frischen Wind, doch diesmal ließ Dessau nichts mehr anbrennen – 25:19.
Tie-Break-Drama
Im entscheidenden fünften Satz schworen wir uns noch einmal ein, alles reinzuwerfen. Dessau startete besser, doch wir hielten stark dagegen – vor allem Jakob Litke überragte in der Feldabwehr. Der Youngster, später erstmals in der Dritten Liga zum MVP gewählt, zeigte eine herausragende Leistung und kämpfte um jeden Ball.
Trotz allem erarbeitete sich Dessau fünf Matchbälle – und verwandelte den ersten zum 15:9.
Luft geht aus – Stolz bleibt
Das Spiel endete mit 3:2 (21:25, 23:25, 28:26, 25:19, 15:9) für die favorisierten Dessauer. Doch wir waren stolz auf den erkämpften Punkt unter widrigsten Bedingungen.
Mittelblocker Pommerenke brachte es nach dem Spiel auf den Punkt:
„Das war gerade für unsere jungen Spieler eine absolute Feuertaufe. Von unserem Kader heute haben nur vier Spieler vor der Saison überhaupt schon einmal Dritte Liga gespielt. Und gerade die junge Garde hat den Druck eines Topteams in lauter Halle mit Bravour gemeistert. Wenn das ein Fingerzeig für unsere Entwicklung ist, werden wir in dieser Saison noch viel Spaß haben – und in den nächsten Jahren erst recht.“
Nach einem spielfreien Wochenende haben wir die Chance, das erneut zu beweisen – beim großen Derby gegen den Kieler TV in der heimischen Thomas-Mann-Halle.
