Paukenschlag in Wik

An einem kalten Samstag machte sich die 2. Herren der VSG nach Kiel auf, um den Start der Rückrunde einzuläuten. Etwas eigenartig zwar, die Rückrunde bereits vor dem Jahreswechsel zu beginnen und somit das Rückspiel gegen den Wiker SV nur vier Wochen nach dem Hinspiel am 12.11. auszutragen, in welchem die Wikinger klar gewinnen konnten, doch wollten wir diesmal nicht nur mitspielen, sondern ihnen gegenübertreten.

Bereits am vorabendlichen Training sorgte Trainer Marco Schlicht für Furore, indem er zum Abschluss des Trainings zum Vier gegen Fünf aufrief, jedoch mit der Einschränkung „nur Lob und Drive-Schläge.“ Genau das richtige an einem Freitag abend, dachte sich in diesem Augenblick jedoch nur der Trainer. An dieser Stelle möchten wir als Mannschaft Marco auch zur bestandenen Lehrprobe für die B-Trainerausbildung gratulieren. Warum dies absolut zu Recht geschah, sollte sich gleich beim Spiel in Wik herausstellen.

Kommen wir also zum ersten Satz: Wie schon im Hinspiel spielten beide Mannschaften auf Augenhöhe, doch diesmal stimmte aus Lübecker Sicht auch der Punktestand. Kein Team konnte sich absetzen, erst beim 22:23 zeigten wir etwas Nerven und gaben den Satz mit 22:25 ab. Sehr schade, waren wir doch ganz dicht dran!

Weiter getrieben von starken Aufschlägen und einer guten Annahme ging es in den zweiten Satz. Anfangs noch ausgeglichen, konnte Wik jedoch zügig eine 12:6-Führung herausspielen, vor allem bedingt durch kleine Stellungsfehler im Abwehrspiel. Langsam aber stetig kämpfte man sich doch wieder zurück und als Carlos beim Stand von 19:22 ins Spiel kam, war die Wende durch den frischen Wind auf Außen endgültig eingeleitet. Sowohl harte Angriffe aus Honduraner Schule als auch Lobs führten zu mehreren Punkten. Waren wir hochgradig über die gelegten Bälle erfreut, waren dies für Marco ganz selbstverständliche Punkte ("Ihr glaubt es mir ja nicht", "Das machen wir schon die ganze Zeit beim Training"). Wik durfte nur noch einmal aufschlagen und wir kamen zum 1:1-Satzausgleich.

Der Beginn des dritten Satzes verlief zunächst wieder ausgeglichen, doch dann schleichten sich immer mehr Abwehrfehler ein. Als dann auch noch der Wiker Zuspieler einen gepritschten Ball im Lübecker Feld "versenkte", platzte Marco der Kragen. In der Auszeit beim 4:9 schallte es "Habt ihr keine Ehre?" durch die gesamte Halle. Dies beeindruckte nicht nur die Gegner, sondern auch uns. Klare Positionen und Bereitschaft sowie Kampfgeist in der Abwehr wurden gefordert, und ab sofort auch umgesetzt. Der Satz wurde zum Kampf, dessen besseres Ende unseres sein sollte. 25:22. 2:1. Die ersten Punkte, die Wik in dieser Saison verliert. Immer größer wurde der Unmut auf Seiten der Wikinger, die sich dies vor heimischer Kulisse nicht geben lassen wollte.

Als könnten sie nicht mehr aus eigener Kraft gewinnen, kamen nun die Wiker Damen vom benachbarten Hallendrittel zum Anfeuern. Dies gab den Wikingern allerhand Mut, während es auf Lübecker Seite nicht mehr rundlief. Beim 10:17 kam nochmal Niko aufs Feld, beim 10:21 auch noch Moritz, um Martin auf Mitte eine Pause zu verschaffen, bevor es in den wohl nicht mehr abzuwendenden Tiebreak ging. Neben Ergebniskosmetik ging es darum, den Glauben an sich selbst wiederzufinden und sich auf den entscheidenden fünften Satz vorzubereiten (13:25).

Es war ein Tiebreak wie er im Buche steht. Keiner der Mannschaften wollte den Schmach der Niederlage auf der Zielgerade hinnehmen; Wik wollte weiter ungeschlagen bleiben, Lübeck wollte die Sensation schaffen. Einige lange Ballwechsel, harte Angriffsschläge, unerreichbare Lobs, alles war dabei. Natürlich stand es 8:7 beim Seitenwechsel, angeführt von der VSG. Die 13:12-Führung konnte in einer äußerst spannenden Schlussphase zum 15:13 für Lübeck entschieden werden.

Alles in allem haben heute starke Aufschläge die Wik'sche Annahme ins Wanken gebracht. Gewonnen wurde das Spiel dennoch in der Abwehr, so das Resümee unseres Erfolgstrainers, denn es war ein starker Zusammenhang zwischen Abwehrverhalten und Punktestand auf der Anzeigetafel zu erkennen. So gibt der Trend der letzten Spiele, nämlich ein starker Aufschlag gepaart mit einer stabilen Annahme, allen Grund, mit viel Selbstbewusstsein in die Winterpause zu gehen. Wenn dann auch noch dem schlichten Konzept des Trainers gefolgt wird, kann auch ein Marco aus tiefstem Herzen lächeln.

Zur Tabellensituation: Die VSG Flensburg-Adelby hat bei ihrem Heimspieltag die volle Punkteausbeute geholt und liegt daher in der Tabelle einen Punkt vor uns, allerdings haben die auch ein Spiel mehr. Nur zwei Punkte dahinter sind bereits der dritt- und viertplatzierte VC Neumünster und KTV 2. Die Saison bleibt also spannend, doch eines haben wir den Verfolgern voraus: Wir haben in Wik gewonnen.

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